Festplatte reparieren

Die Festplatte ist defekt, das Laufwerk wird nicht mehr erkannt, klackert oder macht Schleifgeräusche? Es befinden sich wichtige Dateien oder jahrelange Erinnerungen im Dateisystem der externen Festplatte oder das Unternehmen ist auf die Funktion der im RAID-System verbauten Festplatten angewiesen – ein Backup gibt es nicht.
All diese Fehler und Dysfunktionen können auf einen drohenden Datenverlust hinweisen und korrektes Handeln ist gefragt. Die Festplatte soll repariert werden, um wieder an die wertvollen Dokumente zu gelangen. Die Lösung, wie man über eine Reparatur wieder an die Partition gelangen kann, zeigen wir in den folgenden Schritten.
Sidefact: Umgangssprachlich werden sowohl HDDs als auch SSDs als Festplatte bezeichnet, technisch korrekt bezieht sich der Begriff allerdings nur auf die HDD – so auch in diesem Artikel.
Was bei einer Reparatur der Festplatte zu beachten ist und ob es wirklich sinnvoll ist, dies zu Hause selbst zu machen:
Aufbau einer Festplatte
Um zu verstehen, wie eine Festplatte überhaupt funktioniert, sollte man sich zuerst ein Bild über deren Aufbau machen. Die einzelnen Bestandteile sind:
- Festplattengehäuse
- Platter (Magnetscheiben, auf denen die Dateien „geschrieben“ sind)
- Moto & Gleitlager
- Schreib-Leseköpfe, Schreib-Lesekopfarm & -Motor
- Festplattenelektronik
Besonders anfällig für physische oder mechanische Schäden sind die Lese-Schreibköpfe. Für den Fall eines Headcrashs müssen diese zuerst ausgetauscht werden, um die Anwenderdaten später auslesen zu können. Ein Anzeichen für einen defekten Schreiblesekopf sind unter anderem schleifende oder klackernde Geräusche.
Häufige Ursachen für defekte Festplatten sind äußere Faktoren wie Stürze, Hitze, Wasser oder Überspannung oder auch das Festsetzen von Staub.
Die Festplatte einfach selbst reparieren?
Die Verlockung ist groß, selbst Hand bei der Festplattenreparatur anzulegen. Ausschlaggebend dafür sind oft hohe Kosten, die eine professionelle Reparatur mit sich zieht. Vor allem da es online jede Menge DIY-Tipps gibt, die dies doch recht einfach erscheinen lassen.
In Hinblick auf eine notwendige Datenwiederherstellung ist das selbst Reparieren der Festplatte allerdings eine eher schlechte Idee. Denn bei jedem semiprofessionellen Versuch, die kaputte Festplatte zu reparieren, können weitere Schäden entstehen und es wird schwer bis unmöglich dann noch an die Dateien zu gelangen.
Auch viele Datenrettungs-Softwares (Computer-Freeware) versprechen bei logischen Schäden eine Lösung für die kaputte Festplatte um derern Inhalte wiederherzustellen.
Dennoch sollte man solchen Datenrettung Tools kritisch entgegenstehen. Abgesehen davon, dass freie Softwares immer ein gewisses Risiko für Viren und sonstige Schädlinge bergen, sind diese meist auch nicht hilfreich. Auch hier gilt: Je mehr erfolglose Versuche unternommen wurden, desto größer die Herausforderung am Ende noch an die Daten zu kommen – auch für Profis.
Das sind typische Festplattenfehler
- Laufwerksbuchstabe oder Partition in der Windows Datenträgerverwaltung nicht verfügbar (ggf. Initialisieren und Formatierung möglich, siehe Festplatte wird nicht erkannt)
- Fehlerhafte Sektoren, die auf Beschädigungen der Oberfläche des Laufwerkes zurückzuführen sind (lassen sich nicht über Befehle in Chkdsk, Minitool oder einer Datenwiederherstellungssoftware reparieren), Formatieren nicht möglich
- PC startet nicht (neben allg. Problemen mit dem Computer, die man beheben kann, können defekte Hard Disks mit Beschädigung an der Elektronik oder auch Mechanik verantwortlich sein)
- Firmware auf Festplatte defekt oder Oberflächenbeschädigungen in diesem Bereich
- Head-Crash (Schreib-Leseköpfe – Heads aufgeschlagen bzw. abgerissen, Köpfe können nicht mehr ihre Lesefunktion ausführen)
- Schreib-Lesekopfarm klemmt (kommt nicht aus der fixierten Position allein heraus)
- Lagerschaden bzw. Headcrash bei USB-Festplatte meist nach Sturzschaden
Voraussetzungen für eine professionelle Reparatur
Wir möchten auf jeden Fall von eigenen Versuchen abraten, denn für eine erfolgreiche Reparatur und Datenrettung benötigt es die nötigen Voraussetzungen und das nötige Wissen. Dazu gehören vor allem das richtige Equipment und die entsprechende Umgebung.
Zu dem Equipment zählt eine vernünftige Datenrettungssoftware, diese ist bei Datenrettern meist individuell programmiert, um kritische Bereiche zu überspringen. Die Funktion der Software ist dabei genau bekannt, da diese selbst geschrieben wurde. Eine langjährige Erfahrung spielt zudem eine Rolle bei unerwarteten Ereignissen, da sich ein Profi dementsprechend verhält und weitere Schäden umgehen kann.
Zusätzlich ist spezielles Werkzeug zum Öffnen der Festplatte notwendig, welches zu Hause meist nicht vorhanden ist. Auch hier gilt: Das Öffnen mit ungeeigneten Tools führt zu weiteren Schäden wie etwa Kratzer in den Magnetscheiben und eine erfolgreiche Datenwiederherstellung ist gefährdet.
Reinraumlabor ist wichtig, um das Absetzen von Staub zu vermeiden. Staubpartikel sind insoweit gefährlich, da diese sich absetzen und Daten unlesbar machen können.
Reparatur und Wiederherstellung der Daten
Unabhängig, ob es sich bei dem betroffenen Datenträger um verbaute oder externe Festplatten handelt, ist der Ablauf immer ähnlich:
1. Analyse des Schadens
Zuerst muss festgestellt werden, ob überhaupt ein Schaden an dem Datenträger vorliegt oder ob die Dateien nicht aus Versehen gelöscht wurden oder das Problem am Betriebssystem des Nutzers liegt.
2. Schadensdiagnose
Wenn die Festplatte tatsächlich betroffen ist, wird im nächsten Schritt festgestellt um welche Art von Schaden, mechanisch oder logisch, es sich handelt und ob ein Öffnen überhaupt notwendig ist.
3. Festplatte reparieren
Bei mechanischen Defekten wird die Festplatte fachgerecht geöffnet und gegebenenfalls defekte Einzelteile ersetzt. Dies ermöglicht es dem Datenretter, die Daten zu erreichen, ohne weitere Schäden zu verursachen. Die Festplattenreparatur ist im Kontext zum gesamten Recovery-Prozess nur ein kleiner aber wichtiger Bestandteil.
4. Rohdaten auslesen
Mithilfe spezieller Programme werden die Rohdaten der einzelnen Sektoren ausgelesen, beschädigte Oberflächen, z.B. durch Kratzer in den Magnetscheiben, werden dabei vorerst ausgelassen. Anhand der Rohdaten besteht eine größere Chance mehr von den verlorenen Daten zu erreichen, als wenn man diese direkt ansprechen würde.
5. Umwandlung in lesbare Dateien
Um auf die geretteten Dateien wie gewohnt zugreifen zu können, werden diese wieder in lesbare Formate umgewandelt.
6. Qualitätskontrolle und Konsistenzprüfung
Zuletzt prüft man die Daten auf deren Integrität. Dabei werden diese nicht geöffnet, sondern es wird auf vorhandene Metadaten, Anfangs- und Endbit sowie die bestehende Datenstruktur geachtet. Erst wenn die Konsistenz der Daten gegeben ist, war man die Wiederherstellung
Festplatte repariert – und jetzt?
Auch wenn die Festplatte nach einer Reparatur wieder funktioniert, sollte es doch in Betracht gezogen werden, sich bald eine Neue zuzulegen und die Daten zusätzlich zu sichern. Sobald einmal ein Schaden aufgetreten ist, sind Folgeschäden wahrscheinlich. Die Lebensdauer der HDD ist beschränkt. Zudem – je nachdem wie alt die Festplatte ist – gibt es besser entwickelte Datenträger / Techniken, welche weniger anfällig für Schäden sind oder die Daten schneller verarbeiten können & mehr Speicherplatz bieten.